Glaskunst im höchsten Kirchturm zwischen Bonn und Koblenz

Glaskunst im höchsten Kirchturm zwischen Bonn und Koblenz

Heute führt mich meine Neugier an einen besonderen Ort in Bad Godesberg: ich besuche die Glasmalerin Irene Rothweiler, die in dem stolz empor ragenden Turm der neuromanischen Kirche St. Severin in Mehlem ihr Glasatelier eingerichtet hat. Über zweiundsiebzig Stufen gelangt man in ihren künstlerischen Bereich in dem sie aufwendig mit dem fragilen Material arbeitet. St. Severin ist die Kirche mit dem höchsten Kirchturm zwischen Bonn und Koblenz seit dem zweiten erforderlichen Aufbau der Kirche nach einem Brand durch Blitzschlag im Jahre 1860. Bad Godesbergs südlichster Stadtteil Mehlem hat schon einige Schicksalsschläge wegstecken müssen: die Zerstörung durch Brandstiftung im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden, wie auch die Jahrhunderthochwasser 1931 und 1969, gefolgt von den Übertritten des Mehlemer Bachs in unserem Jahrzehnt, denen ein Entlastungskanal nun vorbeugen soll. Mehlem verfügt über eine weitläufige Rheinuferpromenade mit Panoramablick auf das gegenüberliegende Siebengebirge und wunderbare Altbauvillen. Interessante Neubauprojekte beleben den Stadtteil zusätzlich neu.

Irene und ich kennen uns durch Treffen unseres Viertelnetzwerkes und haben schon manchen schönen Abend in Plauderlaune verbracht. Auf ihre Tätigkeit als Glaskünstlerin wurde ich aufmerksam durch die gelungene Neugestaltung einiger Fenster in dem zauberhaften Boutiquehotel „Villa Godesberg“, geführt von dessen Inhaberin Friederike Sträter. In der denkmalgeschützten Villa bestand die Herausforderung darin historische Bleiglasfenster zu erhalten und nicht baujahresgemäße Fenster im Originalstil zu ersetzen. Die phantasievollen Motivfenster mit Blüten- und Papageiendekor, welche den typischen Jungendstilthemen Flora und Fauna entsprachen, wurden vorsichtig restauriert. Die Fenster des großen Erkers im Konferenzsaal und des Rezeptionsbereiches des Hotels wurden nach Entwürfen von Irene Rothweiler neu gefertigt. Die Symbiose aus modernem Sichtschutz und ursprünglicher Atmosphäre der Immobilie gelang somit perfekt. Vielleicht haben auch Sie ein erhaltungswürdiges altes Fenster?

In der Kirche St. Severin hat Irene Rothweiler nicht nur ihr Atelier, man kann dort auch die von ihr restaurierten Kirchenfenster als künstlerische Referenz bestaunen. Irene Rothweiler hat als Tochter des Aachener Architekten und Dombaumeisters Leo Hugot früh ihren Glauben mit der Kunst verbunden. Sie studierte Kunstgeschichte in Köln und Aachen und ist seit 1982 freischaffend als Glasmalerin tätig. Sie lebt mit ihrem Mann in Mehlem.

(Fotograf: Bernd Bodtländer, eine Verwendung der Bilder außerhalb dieser Webseite ist nicht gestattet.)