Ein Sonntag im Bett oder was macht das Rhinozeros im Villenviertel
Ich liebe Wintersonntage! Ein wenig düster zwar, aber zuhause ist es sonntags doch am Schönsten. Oder? Nun ja, es kommt immer auf die Alternativen an und die gibt es in Bad Godesberg nun wirklich reichlich. Ich höre immer wieder, auch von zugezogenen Kunden von mir, dass man in Bad Godesberg eigentlich jeden Tag ausgehen könnte, dies hätten sie nicht erwartet als sie her kamen. Und wahrlich, die Auswahl im Viertel ist groß und sehr interessant und vielfältig!
Von daher entschied ich heute dem langen Frühstück eine Absage zu erteilen und den offenen Sonntag in der Galerie Judith Andreae zu besuchen. Der Reiz ist an diesem 1. Adventssonntag besonders groß, so dass ich Pyjama gegen Winterjacke tausche und das Zeitunglesen hinter dem persönlichen Erleben anstelle. „Schatz, aufstehen, wir gehen heute in die Bachhöfe“. Mein Mann, auch eher ein gemütlicher Spätaufsteher am Wochenende, zögert nicht lange und wir bewegen uns in die Kulturszene. Selber Fotograf, hat er natürlich Interesse an den Arbeiten anderer Künstler.
Die Bachhöfe, ein Ort der Begegnung mitten im Villenviertel, bestückt mit der Galerie Judith Andreae, kreativen Unternehmen und Gastronomie, angeordnet in zwei alten Schulgebäuden um einen lauschigen Innenhof herum. Für viele Bad Godesberger Treffpunkt und Lieblingsort zugleich. Die Galeristin und studierte Garten- und Landschaftsarchitektin Judith Andreae ist ein Tausendsassa: morgens die Früheste beim Gassigehen mit „artdog“ Lenny, abends die Späteste, die noch die Räumlichkeiten herrichtet für den nächsten Tag. Angefangen hat sie im Privathaus mit kleinen Ausstellungen im Jahre 2007, umgeben von Freunden, ihrem Mann und ihren vier Kindern. Dann packte sie der Mut das alte Backsteingebäude in den Bachhöfen neu zu beleben um es zum Kleinod der Kunstszene in Bonn zu machen.
Über die Grenzen des Rheinlands hinaus erwarb sie sich als Galeristin einen Namen, stellt mittlerweile international angesehene Künstler auf namhaften Kunstmessen aus, die sie teilweise vor Jahren selber entdeckt hat. Regine Schumann, Viktoria Strecker, Birgitta Weimer, um nur einige zu nennen. Achim Mohné, dessen Aufsehen erregende Arbeiten zur Weltklimakonferenz auf dem Bonner Museumsplatz sogar vom Himmel aus zu sehen waren.
Heute zeigt sie Johannes Brus, den 1942 in Gelsenkirchen geborenen und in Essen lebenden Bildhauer und Fotografen. Selber an der Kunstakademie Düsseldorf studiert, lehrte er an der Hochschule für bildende Künste Braunschweig. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Kunstpreis „Villa Romana“, Florenz und einem Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfond Bonn. Bei seinen Tierdarstellungen von Eulen, Elefanten, Pferden und Nashörnern zeigt er eine humoristische Note und sprengt klassische Techniken der von ihm bedienten Kunstgattungen Fotografie und Skulptur. Beeindruckend sind auch seine verfremdeten Maharadschaportraits. Gäbe es ein Rhinozeros von ihm als Stofftier, nähme ich es für die nächsten kuscheligen Adventssonntage glatt mit nach Hause! (Die Werke von Johannes Brus sind noch bis zum 27. Januar 2019 in der Galerie Judith Andreae zu sehen.)